EDUCATION - ART - SUSTAINABILITY   / BILDUNG - KUNST - NACHHALTIGKEIT     

REGGIO PÄDAGOGIK - Kunst und Kultur

„Jeder Mensch ist ein Künstler“ sagte Beuys. Gemeint ist damit die schöpferische Kraft, die jedem Menschen innewohnt, seine Gestaltungskraft, die sich auf alle Bereiche des Lebens bezieht. Diese schöpferische Kraft, die in den Werken der Kinder sichtbar wird, ist Ausdruck von Leben und Persönlichkeit. Als Erwachsene gilt es diese schöpferischen und gestalterischen Kräfte zu stärken und an deren Entfaltung mitzuwirken. Dabei geht es um die Würdigung kindlicher Kräfte und Fähigkeiten und nicht um das Ziel, Kinder möglichst früh zu KünstlerInnen zu erziehen. Im Mittelpunkt steht die Entfaltung einer kreativen selbst bewussten Persönlichkeit, die die Alltagszusammenhänge des Lebens aufgreifen und sie aktiv gestalten und verändern kann, um als Individuum in Gemeinschaft mit anderen Menschen den stets wandelnden Herausforderungen des Lebens produktiv begegnen zu können.

Wenn „jeder Mensch ein Künstler“ ist, d.h. über kreatives Potential und individuelle Gestaltungskräfte verfügt, dann ist er auch verantwortlich für die Gestaltung seiner Lebenswelt. Dann kann er sie nicht belassen wie sie ist, sondern ist aufgefordert, an der Gestaltung der Welt aktiv mitzuarbeiten. Kunst ist das Ergebnis schöpferischer Gestaltung direkter Lebensumwelt auch in Alltagszusammenhängen. Sie ist Erneuerung, Veränderung und Verwandlung. Genau das schaffen Kinder mit ihren Werken. Insofern ist die Würdigung Ihrer Kunst eine Ermutigung zu Veränderung und Entwicklung, zum Nachdenken und Hinterfragen, zu Intuition und Freisetzung von Energien im Lebensprozess. Die Würdigung der Kunst des Kindes hat also nicht nur in den pädagogischen Zielsetzungen wie Stärkung von Kompetenz, Identität und Selbstwertgefühl ihren Sinn, sondern auch und vor allem in den fast philosophischen Grundaspekten des Wandels von Lebenswirklichkeit, der Veränderung von Lebensprozessen und der aktiven, gestaltenden Antwort des Menschen auf die Herausforderung der Gegenwart für die Entwicklung der Zukunft.

Kulturelle Bildung umfasst sowohl die kreative Entwicklung des Individuums als auch das Verständnis regionaler und internationaler Kunst und Kultur. Sie ist ein zentraler Bestandteil einer umfassenden Persönlichkeitsbildung und schafft wesentliche Voraussetzungen für eine aktive Teilnahme am kulturellen Leben einer Gesellschaft. Zu diesem breiten Kulturverständnis gesellt sich ein spezifisches Verständnis von Bildung und Pädagogik, das sich beispielsweise in Prinzipien Kultureller Bildung wie Teilhabe und Partizipation, Stärkenorientierung und Fehlerfreund­lichkeit, Interessensorientierung und Freiwilligkeit sowie Öffentlichkeit und Anerkennung äußert.

Das Konzept Kultureller Bildung versteht sich somit nicht nur als (lebenslange) Allgemeinbildung im und durch das Medium künstlerischer und symbolhafter Ausdrucksformen wie Musik, Tanz, Theater, bildende Kunst, Literatur, Architektur etc., sondern zielt eben auch auf kulturelle Teilhabe für alle und die Entwicklung von biografischer Lebenskunst (vgl. Schmid 1998) und also ein gutes, humanes Leben ab. Der Begriff „Kulturelle Bildung“ beschreibt damit nicht nur Bildungsinhalte (die Künste) und kulturpädagogische Formate, sondern versteht sich als Bildungskonzept und pädagogische Haltung.

Kulturelle Bildung, im Sinne des 21. Jh.s verstanden, besitzt die Kraft zur Transformation bestehender pädagogischer Verhältnisse, die immer Ausdruck eines herrschenden Verhältnisses von Individuum und Kultur sind. Eine Vielzahl weiterer aktueller Themen: ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit, Kulturelle Vielfalt und Internationalisierung, Interdisziplinarität,...

Der Dialog zwischen Bildung und Kultur vermittelt jungen Menschen das Verständnis für kulturelle Werte und bietet ihnen Raum zur Entfaltung ihrer Kreativität. Kulturelle Partizipation ist außerdem ein essentieller Faktor für die Persönlichkeitsbildung junger Menschen. Die Förderung kultureller Partizipation hat daher im Bildungssystem einen zentralen Stellenwert.

Nicht nur die Perspektiven der sozialen und gesellschaftlichen Erwartungen sind Ausgangspunkt von Bildungsprozessen, sondern ebenso die Einstellungen, Erwartungen, Vorstellungen und Phantasien, die die Kinder zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort, in einem bestimmten Umfeld mit der Welt verbinden, die sie umgibt. Sie geben den Rahmen an Möglichkeiten vor, innerhalb derer Kinder und Erwachsene wählen können und sich orientieren. Die Bildungsarbeit der Reggio-Pädagogik ist Bestandteil des öffentlichen Lebens und kooperiert mit anderen Institutionen. In Reggio Emilia wird eine enge Verknüpfung der Erfahrungen und Handlungen der Kinder und der Bildungseinrichtung mit dem kulturellen Umfeld in dem sie leben hergestellt. Es entsteht eine ständige Wechselwirkung zwischen Kindern, Bildungseinrichtungen und ihrer Umgebung.

Die Reggio-Pädagogik zeichnet sich durch die Modernität ihrer theoretischen Überlegungen und ihrer praktischen Umsetzung sowie durch dialogische Auseinandersetzung aus. Durch die Vernetzung von Kunst und Kultur mit Bildung und Politik innerhalb eines partizipativen Ansatzes wurde dieses pädagogische Konzept mittlerweile international wegweisend für Bildungspolitiker:innen, Bildungswissenschaftler:innen, Kulturvermittler:innen, Elementar-Pädagog:innnen, Lehrer:innen, Kunstpädagog:innen, Künstler:innen, Architekt:innen, ...

Reggio-Pädagogik und Inklusion Prof. Dr. Sabine Lingenbauer, Universität Osnabruck

Weiterbildungsangebote von Forum Reggio-Pädagogik Österreich 

zu Reggio Akademie

Qualitätsrahmen für die Erwachsenenbildung in Österreich

Ö-Cert richtet sich an Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die unter erwachsenpädagogischen Gesichtspunkten qualitätsvolle Arbeit leisten und dies anhand der Ö-Cert-Kriterien nachweisen können. Ö-Cert wird von Bund und Ländern auf Basis einer gesetzlichen Grundlage vergeben (15a-Vereinbarung zu Ö-Cert, BGBl. II Nr. 269/2012) und gilt als europäisches Vorzeigeprojekt.