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REGGIO PÄDAGOGIK - Atelier / Atelierista 

Das Atelier in der Reggio-Pädagogik ist ein Studio, ein Laboratorium, eine Experimentierstätte, in der verschiedene Wahrnehmungs- und Ausdrucksformen zum Tragen kommen. Vea Vecci, Atelerista und Kunstpädagogin in Reggio Emilia schreibt, dass die Existenz der Ateliers enormen Einfluss auf die pädagogische Identität der Einrichtungen hat „..that having the atelier in every pre and primary school has made a deep impact on the emerging educational identity of our system“. Mit jeder Gestaltungsweise wird ein Stückchen Welt neu erlebt und in seiner Bedeutung für das Kind greifbarer. Es entsteht ein vielfältiges und individuelles Bild der Wirklichkeit. Diese Vielfalt regt zum Denken an und ist Grundlage für alle Abstraktionen.

Das Eigenständige Atelier und die in ihr tätige Atelierleiter/in ("Atelierista") gehören zu den charakteristischen Besonderheiten und Erkennungszeichen der kommunalen Kindertageseinrichtungen in Reggio Emilia. Seit den 1970er Jahren ist das Atelier fester Bestandteil der reggianischen Einrichtungen. Die Stelle einer hauptberuflichen Atelierista ist seither für die Tagesstätten der 3- bis 6-Jährigen verbindlich, in den Krippen werden die Kinder, die das Atelier nutzen, von einer Pädagog:in aus ihrer Gruppe begleitet. In den Kindertagesstätten ist in der Regel den Gruppenräumen zusätzlich ein "Miniatelier" angegliedert, das als sorgfältig ausgestattetes Magazin und als Einzel- oder Kleingruppenarbeitsraum fungiert.

Die Atmosphäre der Ateliers ist - dieser Aufgabenstellung entsprechend - durch einen merkwürdigen Doppelcharakter geprägt: Auf der einen Seite strahlt sie mit ihrer planvollen, ästhetischen Gestaltung etwas Ruhiges, zur Kontemplation Einladendes aus, auf der anderen Seite stimuliert sie zu "konstruktiver Unruhe" (Ullrich/ Brockschnieder 2001, S. 65), fordert zum Erfinden, produktiv Werden und Verändern heraus. In dieser Hinsicht setzen die Ateliers reggianischer Einrichtungen zentrale Elemente von Montessoris "Vorbereiteter Umgebung" um: Ihre äußere Ordnung, Klarheit und Schönheit (vgl. Skiera 200,3 S. 220 ff.) soll auf die "innere Ordnung" der Kinder ausstrahlen, zugleich die Kinder zum aktiv Werden nach dem Prinzip der "Freie Wahl" anregen.

Die Atelierista ist Mitglied des Teams der Einrichtung, ist aber keiner Gruppe zugeordnet und hat in der Regel auch keine elementarpädagogische, sondern eine handwerkliche, künstlerische oder kunstpädagogische Ausbildung. Damit wird der Atelierista im Rahmen der Teamkooperation und der gemeinsamen Einrichtungsleitung (vgl. Lingenauber 2001, S. 68 ff.) eine gewisse Autonomie zugestanden und vor allem die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeit nach Kriterien ihrer spezifischen Professionalität mit zu gestalten.

Der Atelierbegriff erscheint in Reggio vielfach in weiteren Wortkombinationen: So verfügen Kitas über „Theaterateliers“ oder sie nennen das Kinderrestaurant „Atelier del gusto“ (Atelier des Geschmacks). Damit erhalten weitere Räume in der Kita einen auch sprachlich deutlichen Bezug zum Bereich des sinnlich-ästhetischen Wahrnehmens und zum unmittelbaren praktischen Tun.

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