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REGGIO PÄDAGOGIK - Partizipation und Beteiligung

In der Reggio-Pädagogik wird dem Gemeinwesen als Basis und Quelle von Lernen und Entwicklung eine außerordentliche Bedeutung zugewiesen. Dies ergibt sich allein schon aus der Grundannahme, dass sich Lernen nicht durch Anleitung und/oder Übung konstituiert, sondern vom Kind als kompetentem Entdecker und Forscher aus eigenem Antrieb vollzogen wird. Sabine Lingenauber macht dabei als wichtigste Rahmenbedingung auf eine dichte Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Bildungseinrichtung und Familien aufmerksam: „Erziehung in der Familie und Erziehung in der Bildungsinstitution werden in der Reggio-Pädagogik nicht als nebeneinander herlaufende Prozesse verstanden, sondern als ein gemeinschaftlicher Prozess. Dieser wird durch ein starkes Beziehungsnetz zwischen Kind, Pädagog:in und Eltern unterstützt“ (Lingenauber 2013a, 46)

Die Elternbeteiligung in Projekten ist beispielhaft für das Aufbauen von Netzwerken, in denen Kinder als Forscher Erfahrungsräume erschließen und Weltwissen konstruieren.Es kommt zu einer „Ausweitung und Differenzierung der eigenen Handlungsmöglichkeiten und somit zu einer erweiterten Verfügung von Welt, also zu gesellschaftlicher Partizipation“ (Trumann 2013, 05-5). Genau das geschieht in Reggio: Kinder finden in ihren Mikrosystemen Familie und Bildungsinstitution vertraute, ihnen Sicherheit gebende Strukturen und nutzen diese als Ausgangspunkte für die Erschließung benachbarter Bereiche.

Kinder Eltern und Pädagog:innen bilden ein Wirkungsgefüge, in dem alle versuchen, für eine optimistische Grundstimmung und eine positive emotionale Beziehung untereinander zu sorgen (vgl. Lingenauber 2002, S. 53 f.). So sind dann auch Bildung und Erziehung in der Kindertagesstätte eine Gemeinschaftsaufgabe von Pädagog:innen, Eltern und Kinder (vgl. Lingenauber 2004a, S. 44). 

Partizipation gilt in der Reggio-Pädagogik als strukturelles, organisatorisches und pädagogisches Prinzip. Partizipation wird in der Reggio-Pädagogik als das Recht auf freie, gleichberechtigte und öffentliche Teilhabe der BürgerInnen, an gemeinsamen Diskussions- und Entscheidungsprozessen in Gesellschaft, Staat und Institutionen, in institutionalisierter oder offener Form verstanden. Partizipation ist aktive Praxis der Demokratie durch die Subjekte in der Gesellschaft. In einer Demokratie wird Partizipation nicht gewährt, sondern sie ist grundsätzlich ein Recht der Gesellschaftsmitglieder. Partizipation von Kindern und Jugendlichen bedeutet, dass auch sie das Recht und die Fähigkeit zur Teilhabe am demokratischen Prozess haben und zwar in allen sie betreffenden gesellschaftlichen Feldern und Fragen.

Mit dieser normativen Begriffsbestimmung wird an eine Tradition emanzipatorischer Partizipation (und Pädagogik) angeschlossen, die auf Selbstbestimmung der BürgerInnen in einem mitverantwortlichen gesellschaftlichen Konflikt- und Aushandlungsprozess zielt. Mitsprache, Mitwirkung und Mitbestimmung reichen aus dieser Perspektive nicht aus. Erst mitverantwortliche Selbstbestimmung erfüllt die Ansprüche solcher Partizipation. Pädagogisch geht es damit um eine Bereitstellung von Freiräumen der mitverantwortlichen Selbstbestimmung in einer Sozietät, die als Recht verstanden und einforderbar sein müssen. Partizipation muss so gestaltet werden, dass sie ein Mehr an Mit- und Selbstbestimmung der Kinder und Jugendlichen herausfordert und auch ihre Fehler, mangelnden Kompetenzen, Rückschritte als Aspekte des Lernprozesses zu mehr Demokratie versteht.

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